Vortex Diamondback und Crossfire im Vergleich
Fernglas kaufen – eine schwierige Entscheidung
Irgendwann kommt jeder Bogenschütze an den Punkt: ein neues Fernglas muss her. Doch was soll man kaufen? Die Preise reichen von 25 Euro für ein billiges Glas vom Discounter bis zu 2000 Euro und mehr. Dazu kommen Begriffe wie Vergrößerung, Objektivdurchmesser, Sehfeld, Lichtstärke u.v.m. Ich kann an dieser Stelle natürlich nicht jeden Begriff detailliert erklären, möchte aber gerne die aus meiner Sicht für den Bogensportler wichtigen Kriterien für die Auswahl des richtigen Glases aufzeigen.
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Die Basics
In der Regel werden Ferngläser nach der Vergrößerung und der Lichteintrittsöffnung (Objektiv) bezeichnet. Z.B. hat ein Vortex Viper 10x42 eine 10-fache Vergrößerung und ein Objektiv mit 42mm Durchmesser.
Je höher die Vergrößerung, desto näher erscheint das beobachtete Objekt. Leider muss man mit steigender Vergrößerung das Glas für ein klares Bild auch immer ruhiger halten.
Der Objektivdurchmesser beeinflusst dagegen die Bildhelligkeit. Vereinfacht gesagt: ist wenig Licht vorhanden, benötigt man ein größeres Objektiv.
Bessere Ferngläser sind wasserdicht und mit einer Gasfüllung versehen. Diese verhindert, dass das Glas bei schwankenden Temperaturen von innen beschlägt.
Spezielle Beschichtungen der Optiken sollen Reflexionen verhindern und den Kontrast verbessern. Bei Gläsern minderer Qualität geht das häufig auf Kosten der der Helligkeit.
Ferngläser für den Bogensport – welche Eigenschaften werden benötigt?
Hier muss man sich erst einmal fragen, welche Bereiche des Bogensports abgedeckt werden sollen. Nach meinen persönlichen Erfahrungen und dem, was ich in vielen Gesprächen mit Schützen gehört habe, ergeben sich unterschiedliche Anforderungen. Will man das Glas nur ab und an nutzen oder soll jeder Treffer im Wettkampf kontrolliert werden? Soll das Teil unauffällig und am besten im Köcher getragen werden oder allzeit bereit am Fernglasgurt oder einem speziellen Tragesystem?
WA-Schützen in der Halle bevorzugen kleine und handliche Ferngläser. An der Schießlinie ist wenig Platz, das Glas sollte also am besten am Gürtel hängen oder in den Köcher passen. Hier reicht dann auch eine 10fach-Vergrößerung, wer auf im Freien schiesst und kein Spektiv nutzen mag, kann es dort mit 12 – 15facher Vergrößerung probieren. Man sollte dann jedoch testen, ob man das Glas noch ruhig halten kann. Viele Schützen nutzen ihren Bogen zur Stabilisation und legen das Glas auf den oberen Wurfarm oder das Cam.
3D- und Feld-Schützen benötigen vor allem lichtstarke Gläser, da die Lichtverhältnisse im Gelände schwierig sein können. Oft stehen 3D-Targets oder Feldscheiben im Schatten. Ein lichtstarkes Glas mit kontrastreicher Abbildung ist daher ein Muss wenn man Killzonen sicher lokalisieren will, oder seinen Pfeil in einem Strauß anderer auf 60m identifizieren möchte. 3D-Schützen nutzen eher eine 8 – 10fache, ambitionierte Feldschützen auch schon mal eine 15fache Vergrößerung.
Für alle Bereich ist das Handling wichtig. Das Glas sollte sich möglichst mit einer Hand bedienen lassen und gut in der Hand liegen. Es sollte dazu robust, stoßfest und vor allem wasserdicht sein und auch bei schwierigen Temperaturverhältnissen nicht beschlagen.
Weniger notwendig für den Bogenschützen sind Eigenschaften wie eine großes Sehfeld, gute Randschärfe und genaue Farbwiedergabe.
Die Vergleichskriterien
Im Herbst 2019 hatte ich die Möglichkeit, die Ferngläser der Vortex Serie Diamondback HD und Crossfire im direkten Vergleich zu testen. Die Ferngläser wurden in den folgenden Situationen gecheckt:
- Blick ins Dunkle – ein 3D-Target (schwarzes Wildschein, ca. 40m) im Wald kurz vor der Dämmerung. Kann man die Kill-Linien noch erkennen? Ein guter Kontrast auch bei wenig Licht ist gefragt.
- Gegenlicht - ein 3D-Target (helles liegendes Reh, ca .30m) bei tiefstehender Sonne. Wie sehr stören die entstehenden Lichtsäume? Kann man auch in den dunklen Bereichen noch etwas erkennen?
- Nebel oder diffuses Licht - ein 3D-Target (helles liegendes Reh, ca 30m) bei Nebel kurz vor der Dämmerung. Auch bei dieser Lichtsituation ist es häufig schwierig, Linien und Kanten zu erkennen.
- Handling – lässt sich das Glas mit einer Hand nutzen? Wie ist die Bedienung aufgelegt auf den Bogen? Funktioniert die Fokussierung schnell und reibungslos?
Als Referenz habe ich mein persönliches Vortex Viper HD 10x42 genutzt. Das Glas liegt in der 600 Euro-Klasse und hat mich in den letzten 10 Jahren zuverlässig bei allen Turnieren und Meisterschaften begleitet. Es muss den Vergleich mit weit teureren Modellen nicht scheuen.
Die Kandidaten
Alle Gläser sind wasserdicht, sowie durch Argon- oder Stickstofffüllung gegen das Beschlagen der Optik geschützt. Die Gehäuse sind robust und fühlen sich sehr wertig an. Die Gummikappen auf den Okularen (Augenseite des Glases) lassen sich ein- oder ausdrehen und damit auch für Brillenträger anpassen.
Diamondback HD 10*42
10x42 ist meiner Ansicht nach die optimale Größe für den ambitionierten 3D-Schützen und das Diamondback HD hat den Testparcours ohne Probleme gemeistert. Sowohl im Dunkeln als auch im Nebel und Gegenlicht konnte ich die Trefferzonen sicher erkennen. Unterschiede zum 400 Euro teureren Viper HD sind nur im direkten Vergleich erkennbar. Das Viper HD ist ein wenig leichter und im Handling noch angenehmer. Im Gegenlicht waren die Lichtsäume weniger auffällig.
Fazit: Das Vortex Diamondback HD 10x42 ist ein hervorragendes Fernglas für 3D-Schützen, vor jedem Schuss schauen und auch bei schlechten Lichtverhältnissen die Trefferzone sicher erkennen wollen. Das Diamondback HD ist übrigens auch in 10x50 und 12x50 lieferbar.
Diamondback HD 8*32
Das war für mich dann die erste Überraschung. Das 8x32 hat die Testaufgaben ebenfalls komplett bestanden. Ich hatte aufgrund der geringeren Vergrößerung und des kleineren Objektivdurchmesser schon damit gerechnet, dieses kleine Teil an seine Grenzen zu bringen. Ich konnte jedoch, wie beim 10x42 wirklich alle Trefferzonen detailliert erkennen. Selbst beim schwarzen Schweinchen war die Killzone zu sehen. Das Handling ist ebenfalls gut, Menschen mit großen Händen sollten das aber unbedingt vor dem Kauf ausprobieren.
Fazit: das Vortex Diamondback HD 8x32 ist ein überraschend gutes kleines Fernglas, welches in die Jackentasche oder sogar in die Köchertasche passt. Klare Empfehlung für 3D-Schützen, die ungern mit dem Fernglas um den Hals herumlaufen und trotzdem alles sehen wollen.
Diamondback HD 10*32
Genauso groß wie das 8x32 ist die Version mit 10facher Vergrößerung. Das Fernglas schlug sich im Gegenlichttest und im Nebel erstaunlich gut, sehr wenig Licht kommt es jedoch an seine Grenzen. Das Handling gleicht dem 8x32.
Fazit: Für 3D und Feld ist das Vortex Diamondback HD 10x32 nur bedingt zu empfehlen, wer ab und an im Parcours mal schauen will, was Kleines sucht und auf die 10fache Vergrößerung nicht verzichten will, sollte sich dieses Fernglas ruhig trotzdem mal anschauen. Gerne gekauft wird es von Hallenschützen. Hier ist genügend Licht vorhanden und das Teil lässt sich auch bei beengtem Raum nutzen.
Crossfire HD 10*42
Und noch eine Überraschung! Preislich ist das Crossfire HD noch eine Stufe günstiger als die Diamondback Gläser. Trotzdem kann das Glas bei allen Aufgaben mit dem Diamondback HD 10x42 mithalten. Lediglich im Gegenlichttest zeigt sich ein kleiner Lichtsaum, der aber nicht wirklich stört. Das Glas ist ein wenig größer als das entsprechende Diamondback. Es lässt sich leicht bedienen und liegt gut in der Hand.
Fazit: Auch Bogenschützen mit kleinem Budget müssen nicht auf ein gutes Glas verzichten. Das Vortex Crossfire bietet bereits alles, was der sportliche 3D-Schütze im Wettkampf benötigt. Dieses Glas werden wir demnächst sicher häufiger auf den Parcouren sehen. Lieferbar ist es außerdem in 12x50 und 15x50.
Claus Brinkmann März 2020